Wir sind beide der Meinung, dass die Disziplin für HLKKSE schnell unterschätzt wird. Du als Fachexperte stehst uns heute mit Rat und Tat zur Verfügung. Wie identifizierst du die grössten Probleme bei der Haustechnik, beim Ingenieurwesen?
Meine Erfahrung zeigt, dass die Auswirkungen und der Einfluss der HLKKSE, insbesondere auch der Elektrobereich auf die Planung und die Gestaltung meistens unterschätzt wird. Auch den Entwurf ist essenziell. Aus Sicht eines Bauherren oder eines Investors werden meistens Architekten in den Vordergrund gestellt. Das heisst sie haben die Gesamtführung und konzentrieren sich auf den Entwurf. Die Haustechnik und die Elektroplanung kommt dann erst einige Phasen später. Jedoch wenn die Haustechnikplanung früher dabei ist, können diese auch schon dort optimierte Lösungen für den Eigentümer suchen. Und das ist für mich eigentlich der zentralste Punkt.
Wir kennen die klassischen heissen Phasen Vorprojekt, Bauprojekt, Submission, Realisierung, Ausführung etc. Würdest du sagen, dass schon bei der strategischen Planung es wichtig ist HLKKSE Ingenieure ins Boot zu holen?
Es kommt immer auch ein bisschen auf das Projekt drauf an. Bei einem einfachen Wohnobjekt kann man sicher auch etwas später HLKKSE Ingenieure dazu ziehen. Es ist aber schon wieder zu spät die ganzen Minergie Themen, Komfortlüftung erst zum Bauprojekt anzuschauen. Bei Industrieanlagen und Produktionen sieht das ein bisschen anders aus. Diese müssen wirklich schon von Anfang an optimieren können. Das heisst schon beim ersten Strich sollten alle Planer sich an einen Tisch setzen und die beste Lösung suchen. Insbesondere da auch die ganze Haustechnik, bezüglich den Unterhalts- oder Lebenszykluskosten, deutlich höher und kürzere Zeitspannen hat als zum Beispiel eine Fassade oder die Tragstruktur, welche schon zu Anfang definiert wird.
Es ist wichtig die ganzen Steigzonen Thematik, Bedürfnisse für Technikräume und wirklich konzeptionell oder welches ist das richtige System anzuschauen und zu definieren. Man muss das glaube ich einzeln betrachten, d.h. Heizung ist eine eigene Disziplin, Lüftung ist eine eigene Disziplin, Kälte und Elektro auch und dann übergeordnet das Gebäudeleitsystem. Hast du mehr Punkte auf die man achten muss?
Nein, die Punkte sind eigentlich die Richtigen. Was man wirklich achten muss, als Bauherr oder Eigentümer ist, dass die Prinzipschemas wirklich erstellt werden. Denn die Prinzipschemas werden gerade in den Vorprojekten oft stiefmütterlich behandelt und dann weiss man ein paar Phasen später gar nicht mehr von was man ausgegangen ist. Die Prinzipschemas sind meistens einfache Strangschemas, bei welchen konzeptionell dargestellt wird, was man angedacht hat und diese helfen in der weiteren Planung enorm, wenn sie vorhanden sind. Man weiss, woher man kam und kann dort wieder anknüpfen. Dank diesen versteht man die Entscheidungen.
Ganz ein guter Hinweis. Ich habe gerade ein Grossprojekt wieder im Abschluss und die Prüfung der Baudokumentation. Und genau diese Prinzipschemas sind nicht mehr nachgeführt und das führt jetzt beim Betrieb zu ganz vielen Fragen. Es fehlen Räume oder auch variable Volumenstromregler (VAV’s), es ist nicht klar, für welche Räume die Bezeichnungen sind. Und so kann der Betrieb gar nicht mehr gehandelt werden.
Es geht dann auch zum Teil soweit, dass der Eigentümer für teures Geld zwei, drei Jahre später jemand anstellen muss, welcher durch das Gebäude läuft und diese Pläne nachzeichnen und erstellen muss. Der Eigentümer bezahlt für dies dann zweimal.
Da wir gerade bei diesem Thema sind. Was würdest du zusätzlich für wichtige Infos, Tipps einem Bauherr oder Immobilen Investor mitgeben?
Plant direkt mit den Haustechnikern, seid bei diesem Konzeptions-Themen mit dabei. Man muss nicht alles verstehen, aber schon nur die Wahrnehmung hilft dabei. Ich habe auch schon von verschiedenen HLKKSE Planern gehört, dass diese gar nicht bis zu den Eigentümern vordringen können, weil der Architekt oder Generalplaner dazwischen stehen. Je nach Beauftragungsart gibt dieser gar nicht alle Bedenken des Haustechnikplanes an den Eigentümer weiter. Ich meine nicht, dass der Eigentümer an jeder Sitzung teilnehmen sollte, aber einfach mal gegenseitig sich zu spüren, sich verstehen. Funktioniert es im Projektteam oder hat das Probleme, welche gar nicht bis zum Eigentümer vordringen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch in der Runde mit Fachexperten der Bauherrn oder Bauherrenvertreter sich hinstellen kann und sagen: Hey, das habe ich nicht verstanden, erklärt es mir bitte in einer Sprache, die ich auch verstehen. Als kleiner Tipp, wenn jemand in der Runde das nicht mit einfachen Worten erklären kann, damit du es auch begreifst, dann hat es irgendeinen Haken oder etwas stimmt nicht. Dann sollte man diese Leute nicht in die Ecke drängen und sagen was hast du da zusammengeschustert, sondern ihnen die Chance geben, das Konzept so aufzubereiten und in ein oder zwei Wochen nochmals einfach zu erklären. Das ist so das Beste, wo ich in diesem Thema erfahren durfte.
Diese Erfahrung habe ich auch schon teilen dürfen.







