Welche Abdichtungsarten gibt es und wie werden sie bezeichnet?
Generell gibt es zwei grosse Blöcke, das ist zum einen die Abdichtungen über dem Terrain und die unter dem Terrain. Ich bewege mich meistens unter Terrain in der SIA 272, alles was über Terra ist, wie Balkone und Flachdach, sind im SIA 271 / 273 geregelt. Und über allem sind eigentlich die ganzen Fugen Abdichtungen in der SIA 274 geregelt. Unter Terrain entstehen oft die häufigsten Schäden, weil Wasser schon in ganz kleinen Mengen grossen Schäden führen kann. Aber auch hier gibt es wieder verschiedene Abdichtungssysteme. Zum einen gibt es die starren Abdichtungssysteme, die einmal eingebaut werden und starr an Bauteilen befestigt sind und dann gibt es die flexiblen Abdichtungssysteme. Das häufigste Abdichtungssystem unter Terrain ist die weisse Wanne. Das ist ein umgangssprachlicher Namen für eine wasserdichte Betonkonstruktion. Alles was über dem Terrain ist, ist die schwarze Wanne, Polymärbitumendichtungsbahn und stellt das häufigste Abdichtungssystem dar.
Technisch ist die Wanne so eigentlich nicht definiert, aber umgangssprachlich sehr weit verbreitet. Kannst du die wichtigsten Themen erläutern?
Unter Terrain ist das häufigste System die wasserdichte Betonkonstruktion und deren Abdichtung. Einerseits sorgt der Beton für die Stabilität des Gebäudes, andererseits aber auch für die Abdichtung. Bei einem wasserdichten Beton, der mindestens 25 Zentimeter dick ist und möglichst keine Risse aufweist, müssen Rohrleitungen, Schächte etc. zusätzlich abgedichtet werden. Es gibt Folienabdichtungssysteme, wie sie aus dem klassischen Tunnelbau bekannt sind, die wie eine zweite Haut aussen angebracht werden. Es sollte eine möglichst einfache Konstruktion sein, da jeder Höhenvorsprung zu einer Schweissung in der Folie führt, die dann auch wieder zu einer möglichen Fehlstelle führen kann.
Dann gibt es Tondichtungsbahnen, das heisst man hat in gewissen Abdichtungsfliesen Bentonit eingewoben, bei der mit Verbund mit Wasser eine Quellwirkung entstehen kann. Das ist sehr gut wenn man sehr bindigen Böden hat, weil mit dieser Quellwirkung hat man einen guten Gegendruck. Bei sehr kiesigen Böden ist das nicht so optimal, weil diese Bentonit Teile aus den Matten ausgeschwemmt werden können.
Es gibt auch noch die klassische Bitumenabdichtung. Gerade bei Kunstbauten wird das noch viel verwendet und es hängt auch ein bisschen davon ab, was man für Wasserdruck hat. Bei abfliessendem Wasser, das sich nicht stauen kann, ist die Bitumenbahn immer noch das kostengünstigste. Bei drückendem Wasser ist die Möglichkeit, dass sich das Wasser kurzzeitig aufstaut und solche flächigen Abdichtungen unterspült, doch recht hoch. Wenn das passiert, ist es fast unmöglich, das zu sanieren.
Wie ist die Beanspruchungsgruppe zu definieren und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander?
Unabhängig davon, in welcher Form das Wasser in das Gebäude eindringt, ob es sich um Grundwasser handelt, das sich von unten ansammelt oder um Wasser in Behältern, die man aufstauen kann, z. B. Pools oder Abwasserreinigungsanlagen oder ob es sich um Regenwasser handelt, das sich über kurz oder lang durch das Gebäude durchsickern kann. Viel wichtiger ist, ob sich das Wasser aufstauen oder frei abfliessen kann, diese Aussage muss man sich beim Geologen abholen. Geologen unterscheiden zwischen drückendem und nicht drückendem Wasser. Denn nicht drückendes Wasser muss jederzeit frei abfliessen können. Das halte ich für nahezu unmöglich. Die Umweltereignisse werden immer grösser und auch wenn man sich in der Baupraxis anschaut, wie die Gebäude hinterfüllt werden, sind bereits bindige Anteile drin. Dann ist leider kein Versickerungsfähiges Material mehr drin und man hat dann doch vorübergehend aufstauendes Grundwasser. Und das kann natürlich bei flächigen Abdichtungen relativ schnell zu Problemen führen.
Das Grundwasser, das ist einfach zu handhaben, das hat jeder noch im Griff. Aber die Tatsache, dass von aussen fliessendes Wasser auch stehen kann oder dass dann aus anderen Baukörpern eine gewisse Feuchtigkeit kommen kann, das wird heute noch nicht so intensiv behandelt oder fixiert. Wie siehst du das?
Leider wird von vielen Bauherren ein geologisches Gutachten versucht einzusparen. Und wenn es ein geologisches Gutachten gibt, steht häufig drin dass es kein Grundwasser gibt, aber bei stark Wetter kann das Wasser bis oberhalb des Terrains steigen und dann ist es relativ schwierig dies anzunehmen. In der Geschichte wurden gewisse Baugrundstücke nicht bebaut. Heute ist das anders. Die schönsten Bauplätze sind ganz vorne am See oder ganz oben am Hang. Und das Hangwasser oder dieses zeitweise aufstauende Sickerwasser wird oft unterschätzt. Dazu kommen die Unwetterereignisse, die immer extremer werden. Mal regnet es 5, 6, 7 Wochen überhaupt nicht und dann gibt es zwei Wochen Dauerregen. Dann sammelt sich das Wasser einfach in den Hängen und wenn man dann in diesen Wasserfluss, der eigentlich frei fliessen möchte, Gebäude hineinbaut, dann wirken die Gebäude wie eine Staumauer und es kann zu unangenehmen Erlebnissen kommen.
Die Geologen machen es sich manchmal ein bisschen einfach, was für den Bauherren sehr teuer werden kann. Denn wenn im Gutachten steht, dass das Wasser zeitweise oberhalb des Terrain stehen kann, dann bleibt dem Ingenieur gar nichts anderes übrig, als die All Inclusive Variante einzurechnen. Gemeinsam mit dem Bauherren, Geologen und Ingenieur muss man gute Lösungen finden, dass man z.B. das Wasser auch mal wegleiten kann oder dauerhaft sicherstellen dass das Wasser sich doch nicht anstaut.
Um die Grundlagen abzuschliessen, erkläre uns bitte noch Dichtigkeitsklassen 1, 2, 3.
Dichtigkeitsklasse 1 heisst staubtrocken, DK 2 steht für lokale Feuchtstellen und DK 3 einzelne Tropfenbildung ist zugelassen. Alles, was mehr als einen Tropfen ist, ist keine Dichtigkeitsklasse. In Mitteleuropa leben wir mittlerweile in einem gewissen Luxus, dass eigentlich überall DK 1 erwartet wird.
Wenn lokal Feuchtigkeit austritt, ist das für viele Bauherren ein Wassereinbruch und da muss jeder sofort kommen. Das ist der Anspruch welcher wir heute an ein Gebäude haben. Auch die Nutzung der Gebäude hat sich geändert. Früher hatte man Kartoffeln im Keller, da war eine gewisse Feuchtigkeit erwünscht, um die Kartoffeln gut zu lagern. Heute ist es so, dass wir im Untergeschoss Wellnessanlagen, Lagerräume für Archive haben und dies sind mittlerweile Nutzungen, die extrem hoch sind. Dementsprechend sind auch die Ansprüche der heutigen Bauherren an die Untergeschosse gestiegen. Der Nachteil dieser Dichtigkeitsklassen, gerade wenn es um die wasserdichte Betonkonstruktion geht, sind mit Rissbreite verbunden und je höher die Dichtigkeitsklasse ist, desto höher darf die Rissbreite sein. Wo eine DK 1 definiert ist, hat man eine ganz geringe Rissbreite unter 0,2 Millimeter haben und das bedeutet wahnsinnig viel Armierung, die man dort verbauen muss. Und da ist es schwierig, die richtige Lösung zu finden. Wir hatten schon alles. Ich habe schon Einschalungen die DK 1 waren, wir hatten aber auch schon Keller, die DK 3 definiert waren.
Es gibt risikobewusste Bauherren und es gibt eher ängstliche Bauherren. Es kommt darauf an, baue ich für mich und meine Familie und möchte vielleicht in fünf Jahren noch eine Sauna da unten einbauen. Und dann ist es wichtig auf die Dichtigkeitsklasse 1 zu gehen, aber das ist auf der kleinen Fläche eines Einfamilienhauses auch nicht so teuer. Professionelle Bauherren, Versicherungen, die dann vor allem grosse Flächen bauen, müssen auch mal eine DK 3 akzeptieren. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, was das für sie bedeutet, die Kosten, die damit verbunden sind. Und da muss man die richtige Lösung finden. Meiner Meinung nach sind für Kellerräume DK 2 richtig, für alles was hochwertiger ausgebaut ist DK 1 die richtige Lösung und für Parkgaragen / Einstellhallen DK 3.



































































